Die kahle Gatze
Oberhalb der Steinbrüche am Südrand des Kahlbergs befindet sich ein stark eingeschnittener Hohlweg, der in der Überlieferung „Kahle Gatze“ bzw. „Kale Gazze“ genannt wird. Dieser Weg ist nicht nur tief ausgefahren, sondern zusätzlich eingegraben und an seiner Ostseite von einem Wall umgeben. Auch an anderen Stellen zeigen sich Spuren von Wällen.
Die „Kale Gazze“ geht nach Nordosten und Osten in fünf teilweise über zwei Meter tief ausgefahrene Hohlwege über, welche sich nach ungefähr 200 bis 300 Metern auf einer Hochfläche verlieren. Dort in der Nähe liegt die im vorigen Jahrhundert beim Bau der Hannoverschen Südbahn und vor allem der Rhumebrücke in Northeim durch Steinbrucharbeiten leider zerstörte Felsen- oder Klippenhöhle der „Negenkammern“. Um zu einer möglichen Deutung des Namens „Kale Gazze“ kommen zu können, ist es notwendig, auf die deutsche Namenskunde zurückzugreifen.
Die erste urkundliche namentliche Erwähnung von Kalefeld erfolgte im Jahre 889, als Kaiser Arnulf einem Grafen Adalgar 21 Hufen Landes in „pago Hlisgo …, in wolfenni et halafeld“ (Wulften und Kalefeld) vermachte. Aus dem Namen „Halafeld“ entwickelte sich erst später Kalefeld. Es ist möglich, dass aus einem früheren „Halaberg“ der „Kahlberg“ wurde. Als Deutung für „hal“ wird neben „Salzquelle, Salzwerk“ noch „unversehrt, gesund, heil, heilig“ angegeben. Ebenso könnten das „Ka(h)l“ in Kahlberg und das „Kal“ in Kalefeld zusammenhängen, aus denen sich ein „Ka(h)lbergfeld“ = Vorfeld des Kahlberges entwickelte.
Eine weitere Möglichkeit der Deutung des Wortes „Hala“ wäre in der Verbindung mit dem heutigen „kahl“ im Sinne von „unbewaldet, felsig“ zu sehen. Schließlich werden die Namen „Chalemunze“, „Cheleheim“ u.ä. in Bayern als Hinweise auf dort bestehende große Ringwallsysteme gedeutet, so dass möglicherweise auch für die „Kahle Gatze“ ein derartiger Zusammenhang nicht auszuschließen ist.